Die Gemeinsamkeiten von Ausbildung und Musizieren
Azubi-News 15.06.2018
Als ich noch ein Kind war, das von seiner Ausbildung so weit entfernt war, wie Oasis von der Wiedervereinigung, dachte ich: Arbeit und Hobby, das lässt sich in keinem Fall kombinieren. Das eine macht Spaß und das andere ist das notwendige Übel. Mit der Zeit wurde mir dann aber auch bewusst, wie viel Geld man als Profifußballer verdient, der mit ein bisschen Training und Spielen samstags um 15:30 ein Großteil der Bevölkerung begeistert. So war mein erster Berufswunsch geboren. (Und ich bin mir felsenfest sicher, dass nur ganz wenige Jungs Fußballprofi werden wollten 😛 )
Wenn man kein Fußballprofi wird…
Und wie die Zeit verflog, wurde auch die Tatsache traurige Gewissheit, dass ich niemals Fußballprofi werden würde. In der Zeit zwischen Grundschule und Oberstufe gab es diverse Berufswünsche, die aber meine These als kleines Kind bestätigten: Arbeit und Hobby lassen sich nicht vereinbaren. Mit dem Abitur entschied ich mich dafür, Betriebswirtschaftslehre zu studieren. BWL lediglich an einer Universität zu studieren kam für mich nicht in Frage und so zog ich ein duales Studium in Betracht. Aber wo, das war die Frage. Und da wurde mir zum ersten Mal bewusst: Hobby und Beruf passt sehr wohl zusammen! Mit all ihrer Eloquenz bestärkte meine Schwester auch diese These: „Choose a job you love and you will never work“ Und wie kann man einen Beruf lieben? Entweder ist es eine Berufung, ein Wunsch seit vielen Jahren oder einfach doch eine Leidenschaft. Da ich schon den Berufsfußballer kategorisch ausschloss, blieben dann noch die Schauspielerei und die Musik. Gitarre spielte ich seit 12 Jahren, die Schauspielerei begleitete mich bis dato schon 7 Jahre.
BWL in Verbindung mit dem Kunstbusiness zu studieren ist möglich und „man muss nicht immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist doch so nah!“ Und getreu diesem Motto fand ich dann die Firma, die zu mir passte, wie Simon zu Garfunkel. (Ok, genug der musikalischen Anspielungen.) Ich identifizierte mich mit dem Produkt, durfte Betriebsluft in diversen Ferienjobs schnuppern, kannte einige Mitarbeiter und Angestellte schon persönlich und die Firma war 15 min von Daheim entfernt. So bewarb ich mich schlussendlich und arbeite seit September 2016 bei König & Meyer.
Und ich muss tatsächlich sagen, Parallelen zwischen Ausbildung und Musizieren sind keine Illusion, es gibt sie wirklich und machen die Lehrjahre (…sind keine Herrenjahre) doch wirklich erträglicher. In meinem Blogbeitrag möchte ich diese Gemeinsamkeiten von Ausbildung & Musizieren vorstellen.
Arbeit & Hobby verbinden
Wer kein Spaß an seinem Instrument hat, der wird das Instrument zu 99% verstauben lassen, sofern keine Helikoptereltern die Kinder dazu zwingen. Wenn Thadea-Juliane keine Geige, oder Heinrich-Alexander keine Querflöte spielen möchte, sondern Schlagzeug und E-Gitarre, dann ist das eben so. Spaß ist die Basis und Voraussetzung für das Musizieren. Gleiches gilt wohl auch für die Ausbildung, beziehungsweise den Beruf.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung publizierte auch eine Zahl von rund 20% Ausbildungsabbrechern. Gründe dabei sind von unterschiedlicher Natur, mangelnder Spaß mit ca. 35% ist dabei aber kein zu vernachlässigender Faktor.
Motivation: Ohne Fleiß kein Preis, diesen Spruch hört man ständig und irgendwann kommt er zu den Ohren raus, wie Despacito … Ich wollte damit aufhören! Nun gut, wer keine Motivation zum Üben oder zum Lernen hat, der wird es sowohl in der Ausbildung als auch am Instrument nicht wirklich weit bringen. Akribisch Skalen für das Solieren auf der Gitarre zu lernen erfordert zugegebenermaßen viel Muse. Das Applaudieren der Zuschauer sollte eines Tages aber die Belohnung sein. Projizieren lässt sich gleiches natürlich auch auf die Schule. Schule ohne Lernen? Schlicht unmöglich! Dementsprechend ist beidseitige Motivation, also die deiner Ausbildungsstätte und deiner selbst unerlässlich. Aber das sollte ja kein Neuland für dich sein.
Apropos Skalen: Sie bilden das Grundgerüst zeigen aber noch nicht wirklich deine wahren Fertigkeiten. Stell dir also vor, sie stehen symbolisch für deine Noten. Neben diesen bedarf es an Talent und einer Extraportion Kreativität. Sie macht dich aus, macht dich individuell und unverwechselbar. In der Ausbildung ist kreativer Umgang mit Problemen brandaktuell. Wer keine Kreativität ausstrahlt ist ersetzbar, uninteressant und leicht zu vergessen. Gleiches gilt wohl auch für den Gitarristen, der zwar theoretisch alle Skalen herunterspielen kann, aber keine Phrasen präsentiert, die seinen Style unterstreichen. Stellt euch Santana ohne seine (oft orientierungs-losen :P) Bendigs vor… Ich hoffe, das verstehen auch alle Nicht-Gitarristen.
Wie ich euch oben schon beschrieben habe, spiele ich selbst Gitarre und begann meine musikalische Ausbildung in der städtischen Musikschule vor Ort. Gezeigt, geübt und gelernt, das Prozedere kennt jeder. Autodidaktisch fängt, schätze ich, erst später an. Nun ja. Einen derartigen Meister, der nach allen Regeln des Ausbildens die Stücke einübt, gibt es auch bei uns in der Ausbildung, egal in welcher Fachrichtung. Sich etwas zeigen lassen ist keine Schande, nicht Ihr macht den Job schon 10 Jahre, sondern eure Ausbilder. Das Credo bei K&M lautet, um die poetische Komponente abzudecken: „Sage es mir und ich werde es vergessen. Zeige es mir und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun und ich werde es können.“ (Konfuzius)
Wer es jetzt noch etwas wissenschaftlicher möchte, sollte hier weiterlesen: Die Zwei-Faktoren-Theorie nach Harzberg differenziert die Entstehung der Arbeitszufriedenheit in zwei Bereiche. Die Hygienefaktoren auf der einen, die Motivationen auf der anderen Seite.
Hygienefaktoren, deren bekannteste Vertreter Entlohnung und Gehalt, zwischenmenschliche Beziehung zu Mitarbeitern und Vorgesetzten oder Sicherheit der Arbeitsstelle sind, verhindern zwar die Unzufriedenheit, machen aber nicht zwangsläufig zufrieden. Dessen Pendant, die Motivatoren, beispielsweise in Form von Anerkennung, Verantwortung oder Beförderung verändern in starkem Maße die Zufriedenheit.
Wie lässt sich das auf das Musizieren übertragen?
Es ist wie es ist, Hobbymusiker verfolgen ihre Passion nicht aus Geldgründen, man freut sich zwar über den ein oder anderen Pfennig, der in die Kaffeekasse wanderte damit die Fahrtkosten gedeckt werden und das neue Equipment wieder finanziert werden kann. Aber in erster Linie geht es darum, ich maße mir jetzt einfach mal an stellvertretend für die meisten Hobbybands zu reden, mit der Musik Leute zu begeistern, sein Können anderen zu zeigen und einfach für einen gelungenen Abend zu sorgen. Anerkennung und Bewunderung ist das Zauberwort. Versteht mich nicht falsch, Cover- und Amateurbands sollten entlohnt werden, aber Priorität Nummer 1 ist als Hobbymusiker nicht das große Geld zu verdienen. Um den wissenschaftlichen Teil etwas kleiner zu halten, fahre ich nun mit den Motivationen fort. Anerkennung erhalte ich für meine Leistung auf und neben der Bühne von den Zuhörern und meinen Bandkollegen, Verantwortung übernehme ich zwangsläufig als Musiker in einer Band, egal ob Begleit- oder Lead- Gitarrist und die Beförderung beziehungsweise das Synonym der Aufstieg sollte ja selbsterklärend sein. Ich werde von anderen Abteilungen angefragt, darf mehr Soli übernehmen… Der Phantasie ist hier keine Grenze gesetzt.
Auf den oben zitierten zwischenmenschlichen Kontakt möchte ich aber noch einmal genauer eingehen. Es geht um eine Vertrauensbasis, ein Klima des Verständnisses und der Hilfe. Auch das Unternehmen funktioniert wie eine Band: Nicht auf einander eingestimmt, nicht im selben Takt laufend, ist sie zum Scheitern verurteilt. Es gilt eine Basis zu schaffen, auf der jeder sein Können dann zeigen kann, wenn es gebraucht wird, Hilfe dann angeboten wird, wenn es nötig ist und Vertrauen dann gilt, wenn es am wichtigsten ist. All das hat sich mit der Zeit auch in der Organisationslehre gewandelt.
Im Scientific Management, dessen bekanntester Vertreter Taylor war, galten all diese menschlichen Einflüsse, als zu eliminierende Störfaktoren. Der einzige Takt, der schlug, war das Fließband. Denken hat man damals „denen da oben“ überlassen. Menschen in der Produktion waren einfach „Another brick in the wall“. Irgendwann juckt es den meisten Musikern unter den Fingern: Ich will in eine Band! Gemeinsam die Bühne so richtig rocken, Spaß haben und einfach den Zuhörern zeigen, wie richtig gute Musik gemacht wird. Eine Band ist ein Kollektiv, das sich (best case) nicht nur für einen Gig formiert, sondern durch Kontinuität auszeichnen will. Klar bestehen die meisten Bands nicht in ihrer Ursprungsform, doch zeichnet sich immer wieder die Renaissance alter Formationen ab.
Wie spanne ich jetzt den Bogen zu der Ausbildung?
Glücklicherweise bist du in der Ausbildung bei König & Meyer kein Einzelkämpfer. Sie bilden pro Jahr mehrere Azubis verschiedener Fachrichtungen, verschiedenen Alters und Interessen aus. In der Jugendauszubildenden- vertretung könnt ihr euch absprechen, Hilfe holen und vor allem auch beim Betriebsrat Veränderungen vorschlagen. So sollte eurem gemeinsamen Auftritt nichts im Wege stehen.
Das war meine Einleitung zum Thema Ausbildung und Musik. In der nächsten Zeit möchte Ich euch unsere Ausbildungsberufe vorstellen.
Stay tuned!
Fabian