Instrumentenstative für iPads: Tablets als Musikinstrumente

News 07.04.2015
Forschungstelle Appmusik an der UdK Berlin

Zwischen Notenpulten, Keyboardständern und Mikrofonstativen lassen sich im Angebot von K&M auch Halterungen und Stative für die verschiedenen iPad-Modelle und andere Tablets finden. Doch was haben Tablets mit dem Musikmachen zu tun? Sehr viel! Denn diese mobilen Digitalgeräte sind in vielen Musikpraxen etabliert. Die mobilen Alltagsgeräte bieten sich z.B. dazu an, als digitale Alternative zum Notenpapier, als Stimm- oder Effektgerät und als Hilfsmittel eingesetzt zu werden. Doch auch als Musikinstrumente bieten Tablets neue Wege an, sich musikalisch auszudrücken. Mit entsprechenden Stativen können die Möglichkeiten iPads im Proberaum und auf der Bühne zu verwenden noch weiter ausgebaut werden.


Appmusik

Das ständig wachsende und immer differenziertere Angebot in den App-Stores beinhaltet derzeit mehr als 30.000 Apps allein in der Kategorie Musik: Neben Player- und Radio-Apps, auch einige Tausend zum Musizieren mit den Mobilgeräten wie iPhone, iPod touch, iPad sowie Geräten mit Android oder Windows 8. Das Potenzial der Art des Musikmachens mit Apps wird immer wieder von professionellen Musiker/innen in Online-Communities oder praktisch wie beim DigiEnsemble Berlin ausgelotet. Und das natürlich auch unter Einsatz von Stativen, wie das folgende Video zeigt:

Aber nicht nur in professionellen Musikprojekten finden Musikapps ihren Einsatz. Auch in Angeboten für Kinder und Jugendliche wird das Musizieren mit Tablets vielerorts bereits genutzt. Beispiele dafür sind: der Musikunterricht mit Apps von André Spang an der KAS in Köln oder Paul Shimmons in Michigan, die New Yorker PS 177 Technology Band (eine Schülerband einer Schule mit sonderpädagogischem Schwerpunkt), touching music oder app2music – Appmusik-AGs an Berliner Schulen.


Kinder und Jugendliche: Musik mit Apps

Bei app2music, unserem eigenen seit 2014 vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung geförderten Kulturellen Bildungsprojekt, geht es gleichermaßen zentral um Apps und Musik. Initiiert von Matthias Krebs und Marc Godau ist app2music ein Kooperationsprojekt zwischen mehreren Berliner Schulen und der Forschungsstelle Appmusik an der Universität der Künste Berlin.

Wöchentlich treffen sich bei app2music Jungen und Mädchen in mehreren parallel laufenden AGs an verschiedenen Berliner Schulen, in denen sie auf eigenen oder gestellten Tablets komponieren, improvisieren und ihre Lieblingsmusik nachspielen. Die Ergebnisse werden in Schulkonzerten präsentiert. Wichtig ist uns dabei, dass während der gemeinsamen Zeit eine Umgebung geschaffen wird, in der es um die Interessen der Schüler/innen, ihre Ideen und schließlich um ihre Musik geht.

Binnen eines Jahres hat sich das Projekt in vielen Bereichen stark entwickelt: Es sind viele weitere Schulen hinzugekommen, es wurde mit dem Dieter-Baacke-Preis ausgezeichnet und seit Anfang 2015 wirken über 20 professionelle Musiker/innen beim Ausbau der Community mit. Letztere tauschen Erfahrungen aus eigenen app2music-AGs aus und bringen somit neue Ideen und Potentiale in das Projekt mit ein.


Ziele von app2music

Die Arbeit von app2music beschränkt sich folglich nicht nur auf das Vorbereiten einzelner Präsentationen, in der Schule im Rahmen eines Konzertes zu Weihnachten oder beim Sommerfest. Denn darüber hinaus entwickeln die Kinder eigenen musikalischen und medienbezogenen Kompetenzen weiter. Sie erfahren sich als kreative Gestalter ihrer musikalischen Welt und lernen aufeinanderbezogen zu musizieren. Dafür nutzen sie die Medien nach den eigenen ästhetischen Bedürfnissen und reflektieren den Umgang mit diesen kritisch. Und das Ganze wird gerahmt von dem Ziel der Verknüpfung außerschulisch erworbener Kompetenzen mit denen aus Bildungsangeboten.

Da die Mitarbeiter/innen bei app2music zudem professionelle Musiker/innen unterschiedlicher Genres wie Hip-Hop oder Rock sind, ist es ein Anliegen, dadurch möglichst authentische Kunstprojekte zu initiieren.


Instrumentenstative für das Tablet

Im Zusammenhang der Musik-AGs haben wir bereits erste Erfahrungen sammeln können, wie sich das Musizieren mit in Stativen befestigten Geräten im Vergleich zu auf dem Tisch liegenden Tablets (was schnell an Schulunterricht erinnert) ändert.

 

Es gab einen Auftritt einer app2music-AG, bei dem sowohl Eigenkompositionen als auch nachgespielte Stücke vor dem Publikum des Sommerkonzertes der Schule aufgeführt werden. Besonders ist daran wohl die Inszenierung: Zwei Jungen mussten aufgrund fehlender Stative am Tisch sitzen. Die anderen Spieler/innen hatten Bewegungsfreiheiten nicht nur beim Musizieren im Stehen, sondern konnten sich ebenso mit dem gesamten Körper zur Musik bewegen.

Es handelt sich bei den Stativen um herkömmliche Studio-Stative mit einer speziellen Halterung für das iPad. Damit kann die Höhe und der Neigungswinkel sowie die Ausrichtung als Hochformat und Querformat beliebig variiert werden. Für die Kinder bedeutet das auf der Bühne mehr Flexibilität: wenn sie im Stehen spielen, können die Stative auf die Körpergröße angepasst werden, aber auch der Einsatz im Sitzen ist möglich.
Und das ist nur der Anfang.


Einsatz der Stative bei app2music

Seit 2015 haben wir nun bei app2music die Möglichkeit, eine größere Anzahl der iPad-Stative im Rahmen der Appmusik-AGs intensiv zu erproben. In der großen Community mit Musiker/innen unterschiedlichster Genres werden dabei die Erfahrungen des Einsatzes mit den Stativen untereinander ausgetauscht und gemeinsam bewertet.

Ob und wie die Kinder die Stative annehmen und ihr musikalisches Verhalten dadurch verändern, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Bisher lagen die iPads zum Spielen oftmals auf den Tischen, was insoweit negativen Einfluss auf die Effektivität ihres Spiels und auf die ästhetische Darbietung des Musizierens hatte, als dass sich daraus teilweise eine eher laxere Sitzhaltung und damit ein laxeres Auftreten, also eher ein “Lümmeln” ergab. Mit den Stativen hingegen können die iPads nun im Raum verteilt werden, mit unterschiedlichen Einstellungen (Höhe und Winkel) experimentiert werden und in freieren Inszenierungsformen Musik gemacht werden.

Der weitere Einsatz der Stative wird uns also zeigen, wie sich die musikalische Praxis mit iPads durch dieses Zubehör verändert. Wir sind besonders gespannt, was die Kinder und Jugendlichen in den AGs damit machen.

Die Ergebnisse des Austauschs können anschließend wieder von den Mitgliedern in ihre eigene Praxis eingebracht werden. Geplant ist ferner, dass wir die Erfahrungen und Erkenntnisse in kommenden Artikeln sowohl auf dem app2music-Blog als auch auf diesem Blog genauer beschreiben und zur Diskussion stellen.


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